So sah es früher einmal aus um den
Bahnhof Hattstedt

Die Mühle Christiansen (Hauptstraße 7)

Der erste Teil des Hauses wurde 1912 von Jens Christiansen erbaut. Christiansen wurde am 7.11.1886 als Sohn eines Fuhrmannes in Altendeich geboren. Nach seiner Schulzeit lernte er Kaufmann in der Brauerei Clausen-Fuglsang in Husum. Nach der Lehre arbeitete er in Rendsburg, Schmalkalden und Rothenkrug. Nach seiner Militärzeit bei den Garde-Grenadieren in Berlin heiratete er 1912 Volliene Hansen aus Horstedt und gründete einen Eier- und Butterhandel im neu erbauten Haus.Er fuhr mit einem weißen Doppelpony vor einem Wagen seinen Bezirk ab.

1914 wurde er zur Wehrmacht einberufen und mußte sein junges, florierendes Geschäft aufgeben.

Christiansen wurde als Kirchspielsschreiber bei dem damals amtierenden Gemeinde- und Amtsvorsteher Julius Petersen eingestellt. Als gelernter Bürokaufmann fiel ihm diese Aufgabe sehr leicht. Aus Altersgründen gab Julius Petersen 1919 diese Ehrenämter auf und bei der nächsten Wahl wählte man Jens Christiansen an seine Stelle.

Neben den Ehrenämtern gründete Jens Christiansen einen Getreidehandel,später einen motorbetriebenen Mühlenbetrieb sowie eine Schweinemästerei.Hierzu wurde das Gebäude in drei Etappen nach Westen immer wieder vergrößert.

Das Versteigerungsgewerbe, welches vorher Jens Thomas Jensen Ellerbüll innehatte, wurde ihm nach einer Prüfung ebenfalls ehrenamtlich übertragen.

Christiansen trat Mitte der dreißiger Jahre seine Ehrenämter ab. Ob aus politischen oder zeitlichen Gründen ist unterschiedlich übermittelt.

Bis zum zweiten Weltkrieg hatte Christiansen ein sehr gutgehendes Geschäft.Mit Kriegsausbruch brach das Geschäft ein. Jens Christiansen wurde mit seinem Lieferwagen eingezogen, um den Einmarsch ins Sudetenland mitzumachen. Sohn Ulrich, der die Mühle später übernehmen sollte,wurde ein Opfer des Krieges. Nach der Kapitulation am 8. Mai 1945 wurde Jens Christiansen auf Vorschlag des kommissarischen Bürgermeisters Thomas Friedrichsen erneut für Ehrenämter vorgeschlagen und von der alliierten Besatzungsmacht bestätigt. Als Bürgermeister war er nur vorübergehend tätig,aber als Amtsvorsteher blieb er bis bis zu seinem Ableben 1960 im Amt.

1955 erwarb er in Halebüll das Haus "Fernsicht" um hier zu leben. Seine Frau Volliene lebte hier bis zu ihrem Tode 1965. Die Müllerei wurde zunächst verpachtet und nach Jens Christiansens Ableben an Edmund Magulski verkauft. Es wurden im ehemaligen Wirtschaftsteil Wohnungen mit allem Komfort eingebaut.

(Text Jörgen Bruhn nach: Ferdinand Boysen, Dorfabend 1967, im Dorfarchiv
"Die blaue Mütze", Weihnachten 1960


Die Meierei (Meiereiweg 11)


1892 wurde die Freie Meiereigenossenschaft Hattstedt von 92 Milcherzeugern mit zusammen 300 Kühen gegründet.

Zweck der Gründung war die gemeinsame Verarbeitung und Vermarktung der Milch.Das Gründungskapital von 30.000,- Goldmark wurde von der Hattstedter Spar- und Leihkasse gegeben. Die Absatzmöglichkeiten waren wegen des Bahnanschlusses sehr günstig. Anfangs existierte ein Feldbahngleis bis zum Bahnhof.Hier wurde wohl einerseits Kohle vom Bahnhof zur Meierei und umgekehrt auch Butter zum Versand per Bahn transportiert. Milchabholung erfolgte mit fünf eigenen Wagen.

Bis zum ersten Umbau 1930 sorgte eine Dampfmaschine für den Antrieb.Danach wurde auf Elektrizität umgestellt. Weitere große Umbauten erfolgten 1945 unter Willy Ott (Umstellung auf Ölfeuerung) sowie 1960 unter Johannes Philipp; die ehemalige Pferdedurchfahrt wurde wegen der Treckerabgase offen gestaltet.

Zum 75. Meiereijubiläum 1967 wurden bereits 5 Millionen Liter Milch angeliefert.

1972 beschlossen die 140 Mitglieder den Zusammenschluß mit der Osterhusumer Meierei eGmbH.

1973 wurde das Gebäude zur Nutzung als Dörpshus und für die freiwillige Feuerwehr umgebaut.

Text: Dorfarchiv


Poststelle und Gaststätte - Meiereiweg 15a

Dieses Haus wurde im Jahr 1888 von dem Bahnmeister Bock durch Broder Nikolai Petersen erstellt. Schon im Jahr 1892 wurde es käuflich von Broder Nikolai Petersen erworben und ein Baumaterialiengeschäft wurde angeschlossen. Um 1900 wurde ebenfalls eine alkoholfreie Gastwirtschaft mit einem großen Tanzsaal eingerichtet. Am Bahnhof Hattstedt war bei den letzten Zügen immer Treffpunkt für die junge Welt und so mancher in dem Tanzsaal zu damaliger Zeit das Tanzbein geschwungen. Diese Gastwirtschaft ging im Jahr 1914 infolge des Kriegszustandes ein. Im Jahre 1910 wurde eine Postagentur hier eingerichtet und unter der Leitung Emil Petersen mit seiner Frau wurden alle Gespräche von hier vermittelt. Im Jahr 1962 hat Emil Petersen das Haus an Johannes Jensen verkauft.

Text: Dorfarchiv


Der Bahnhof - Bahnhofstraße 11

Der Hattstedter Bahnhof wurde 1887 von der Marschbahn-Gesellschaft erbaut. Im oberen Stockwerk befinden sich zwei Dienstwohnungen.

Der erste Zug fuhr am 17.10.1887 auf der damals eingleisigen Strecke. Täglich fuhren zwei Züge in jede Richtung. 1907 wurde das zweite Gleis gebaut. 1942 wurde das zweite Gleis zwischen Hattstedt und Bredstedt nach einem Dammrutsch zurückgebaut und Im Osten verwendet.

Vom Beginn bis 1912 gehörten zwei Weichensteller zum Bahnhof. Dazu kamen die Schrankenwärter am Mühlenberg (Posten 73) sowie in der Hattstedter Marsch. Auch diente der Bahnhof bis ca. i960 als Stützpunkt für die Streckenunterhaltung. lm Jahre 1924 waren hier beispielsweise zehn Arbeiter beschäftigt.

Der letzte Personenzug hielt in Hattstedt am 30.5.1987. Im Jahre 2000 wurden die Bahnübergänge Lehmkuhle und Wischweg geschlossen und der jetzige Übergang in Betrieb genommen.

Text: Dorfarchiv, ergänzt durch Jörgen Bruhn


Spar u. Darlehnskasse in Hattstedt

Die Spar- und Darlehnskasse wurde um 1920 in Hattstedt gegründet und der 1. Rendant war Martin Hansen an der Gaade. Bis zu seiner Pensionierung hat er in seinem Hause diese Kasse geleitet und wurde abgelöst von seiner Tochter Erna. Nach wenigen Jahren war das Warengeschäft dermaßen erweitert, sodaß im Jahre 1958 dieses neue Gebäude errichtet wurde. Die Bausumme betrug ca. 120.000,- Deutsche Mark. In diesen neuen Räumen war Günter Hogrefe der 1. Rendant und wurde 1959 abgelöst von Hans Bruhn, der dieses Geldinstitut mit dem Warenlager auf Hochtouren gebracht hat. Ein großer Schuppen wurde 1938, an der Bahn gebaut zur Lagerung von Dünger und Brennmaterial. Dieser Schuppen wurde 1962 um 30 m verlängert und es ist hier zu erwähnen, daß alle Arbeiten von Vorstand, Aufsichtsrat und Belegschaft in Eigenleistung erstellt wurden.


Tischlerei Alfred Kosanke, Meiereiweg

Das Haus wurde ursprünglich 1908 oder 1909 von dem damaligen Fabrikbesitzer Peek in Husum gebaut für seinen Werkführer Heinrich Volquardsen, dessen Haus 1908 in der Lehmkuhle abbrannte. Als die Kalksandsteinfabrik stillgelegt wurde, wurde dieses Haus nach dem Weltkrieg an den damaligen Tischlermeister Peter Thomsen verkauft. Thomsen betrieb nicht lange seine Tischlerei und er verkaufte den Betrieb

an den Tischler Peter Niestadt. Anfang 1952 verkaufte Niestadt auf Leibrente diesen Betrieb weiter an Alfred Kosanke und am 1. März desselben Jahres war Geschäftseröffnung. 1958 wurden alle Maschinen erneuert und im Jahr 1962 wurde eine neue Werkstatt gebaut. Alfred Kosanke war ab 1947 Umschulungsmeister beim Versehrtenwerk in Husum gewesen, und ab 1949 Werkmeister bei der Fa. Werner Thordsen in Husum. Auch dieser Tischlereibetrieb existiert nicht mehr und wich neuen Wohnbauten im Meiereiweg.

Text: Dorfarchiv, bearbeitet von Hans-Jürgen Hansen


Holzschuhfabrik Gebr. Hansen

Auch dieses Gebäude mit dem dazuhörigen Gelände mit Produktions- und Lagerhallen existiert nicht mehr. Eswurde im Jahr 1906 errichtet zur Herstellung von Kalksandsteinen. Die drei Firmen Peek, Piepgras u. Rammelsberg aus Husum schlossen sich zusammen und erwarben das Baugelände von Hans Lorenz Boysen und von August Sievertsen. Der Mühlenberg solIte zu damaliger Zeit ausgebeutet werden und der brauchbare Sand und Kies wurde zu Kalksandsteinen verarbeitet. Mittelst Kipploren wurde der Sand auf kleinen Geleisen per Pferdekraft heran geholt zur Fabrik, und die fertigen Kalksandsteine wurden auf Plattformloren an die Lageplätze befördert.

Ein großer Lageplatz war zu damaliger Zeit auch auf dem Grundstück von Hans Jansen. Auch hier mußten die Loren durch Pferdekraft befördert werden. Das jetzige Wohnhaus von Hans Jansen gehörte auch zur Sandsteinfabrik, und es diente zur Unterkunft der Belegschaft, die auf der Fabrik arbeiteten. Der Vater von Hans Jansen hatte die Aufsicht des Pferdematerials und der Stallungen, die in demselben Haus untergebracht waren. Jansen selbst war als Kutscher bei Peek angestellt u. hat die fertigen Steine in alle Himmelsrichtungen an Ort und Stelle geliefert. Das Geleise lag schnurstracks von der Fabrik östlich an dem Haus von Thomas Andresen vorbei bis auf nach Peter Jansen. Hier war ein recht großer Lageplatz.

Als 1914 der Weltkrieg ausbrach, kam diese Kalksandsteinfabrik zum Erliegen. Im Jahre 1917 wurde dieser Betrieb der Not der Zeit entsprechend auf Dörrgemüseherstellung umgestellt.

Im Jahre 1919 wurde dann diese Fabrik an den Holzschuhmachermeister Johannes Hansen, der von Husum kam, käuflich erworben. Die beiden Brüder Jens Christian Hansen und auch Friedrich Hansen waren anfangs Mitteilhaber und es entstand die Fa. Gebrüder Hansen. Nun wurde der Betrieb auf Holzschuhmacherei umgestellt. Nach kurzer Zeit wurde der Betrieb durch ein Baumaterialiengeschäft erweitert, und eine große Sägerei wurde mit angeschlossen, sodaß hier 20 Mann und mehr Arbeit fanden.

Der Bruder Friedrich schied bald wieder aus der Firma aus und in den 1930er Jahren, ebenfalls Jens Christian. Bis zum Jahre 1958 hat Johannes Hansen dann noch den Betrieb selber geführt, der älteste Sohn konnte diesen infolge seiner schweren Kriegsverletzung nicht übernehmen, und so wurde der jüngste Sohn Georg August 1959 der Nachfolger.

Da die Holzschuhmacherei wurde durch die Herstellung von Gummischuhen und Gummistiefeln bald ganz verdrängt wurde, machte der neue Betriebsinhaber sich Gedanken. Da der Handel mit Baustoffen schon immer zu Geschäftsbetrieb gehört hatte, beschloß er, Betonwaren selber herzustellen. Durch den wirtschaftlichen Aufschwung ging die Betonfabrikation bald auf Hochtouren. Es wurden immer wieder neue und größere Maschinen angeschafft und installiert und als Lageplatz mußte immer wieder mehr Gelände hinzugekauft werden.

Text: Dorfarchiv, ergänzt und bearbeitet von Hans-Jürgen Hansen


P. J. Petersen Nachf. - Kohlen und Düngemittel

An der Ecke Hauptstraße/Mittelweg befand sich die Kohlenhandlung E. J. Petersen Nachfolger. Natürlich war auch dieser Betrieb abhängig von der Eisenbahn. Der Kohlenschuppen befand sich zunächst hinter dem Wohn- und Geschäftshaus. Später wurde ein Kohlen- und Düngerlager an der Bahnhofstraße, unmittelbar am östlichen Bahnübergang, gebaut. Das Geschäft zog unter Max Petersen ("Max Köll") in das Haus Hauptstraße 4 um.

Wurde Kohle zunächst mit Pferdefuhrwerken transportiert, erwarb man in den 1960er Jahren einen Hanomag Kurier, der jahrzehntelang von Siegfried Matthiesen gefahren wurde. Da er der einzige Arbeiter war, erhielt Siegfried einen elektrischen Sackheber, der die Arbeit des Kohleaufladens ein wenig erleichterte.

In den 1970er Jahren wurde der Schuppen an die Spar- und Darlehnskasse verkauft. 1991 wurde der Schuppen abgerissen. Heute steht der OK-Jugendtreff an seiner Stelle.

Text: Jörgen Bruhn

Alle Texte und Ansichten wurden zusammengestellt anläßlich des Tags des offenen Denkmals am 13. Sept. 2015 am alten Bahnhof Hattstedt.


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