Jever


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Sagen um Maria von Jever
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Sagen um Maria von Jever

 

Das Panzerhemd der Maria von Jever

In alter Zeit war das Jeverland selbständig und wurde von Häuptlingen regiert. Der letzte Häuptling hatte eine Tochter, die er Maria nannte. Als der Vater starb, übernahm sie die Regierung. Sie herrschte lange und glücklich über das Jeverland und tat viel Gutes. Oft mußte sie mit den benachbarten Häuptlingen Krieg führen, aber sie verlor den Mut nicht und zeigte sich als eine tapfere Herrscherin. Sie ging selbst manchmal im Panzerhemd durch die Straßen und trug einen Säbel an der Seite. Noch im hohen Alter ritt sie zur Jagd. Und als einmal ein vornehmer Gesandter bei ihr zu Besuch kam, fragte sie ihn lachend, ob er nicht mit ihr um die Wette essen wollte.

Auf dem Schlosse zu Jever wird noch das Panzerhemd des Fräuleins Maria aufbewahrt; es hängt in einem Glaskasten und kann von jedem Besucher des Schlosses in Augenschein genommen werden. Früher hat mitunter ein Besucher einen Ring von dem Panzer abgelöst und zum Andenken mitgenommen; aber über Nacht ist regelmäßig der Ring wieder an seiner rechten Stelle gewesen.

(Quellen: Fräulein Maria von Jever. Sagen, in: Heimatlese, Juni 1936, 201; Ludwig Strackerjan, Aberglaube und Sagen aus dem Herzogtum Oldenburg, 1909, Bd. 2, 396)

 

Fräulein Marias Abschied

Von dem Schlosse zu Jever führten mehrere unterirdische Gänge nach Upjever, Marienhausen, etc. In einem dieser Gänge, und zwar, wie die meisten sagen, in dem Gange nach Upjever, soll Fräulein Maria verschwunden sein. Ehe sie hineinging, befahl sie, daß man so lange jeden Abend die Glocken läuten solle, bis sie wiederkomme, und dies geschieht auch bis in die neueste Zeit, des Winters um neun, des Sommers um zehn Uhr.

In der französischen Zeit ließ die Obrigkeit das Läuten einstellen, um die Stadt, welche nach Süden zu durch Holzungen versteckt war, den Franzosen nicht dadurch zu verraten; aber da fingen die Glocken von selbst an. Und als die Franzosen in der Stadt waren, wollten diese das Läuten abschaffen als unsinnig und die Ruhe störend, aber auch da fingen die Glocken an von selbst zu läuten, sodaß die Franzosen sahen, daß es mit der alten Sitte doch etwas auf sich hatte.

Man hat später oft in die unterirdischen Gänge einzudringen versucht, um zu sehen, wo Fräulein Maria geblieben sei. Aber alle, die es gewagt haben, sind darin erstickt. Nur einer ist an eine Türe gekommen. Als er diese öffnet, sieht er einen Tisch von Eisen mit drei brennenden Lichtern und unter dem Tische lag ein großer schwarzer Hund, der ihn mit feurigen Augen anglotzte. Um der Gefährlichkeit willen hat man die Eingänge jetzt zugeworfen, aber viele glauben, daß Fräulein Maria doch noch einmal wieder zum Vorschein kommen werde, denn daß sie noch lebe, beweise das brennende Licht auf dem Tische.

(Quelle: Ludwig Strackerjan, Aberglaube und Sagen aus dem Herzogtum Oldenburg, 1909, Bd. 2, 398)

 

Jan von Kleverns

In das Schloß des Fräulein Marie kam oft eine alte Frau aus Kleverns und verkaufte Butter. Als sie eines Tages weinte, und das Fräulein sie um die Ursache befragte, sagte sie, ihr Sohn habe sie geschlagen. Da ließ Fräulein Maria den Sohn herholen und ihm die Hand, mit welcher er seine Mutter geschlagen, abhauen. Diese Hand befindet sich noch in der in der Kirche zu Neustadt-Gödens.

Zum Andenken an den Sohn, welcher Jan hieß und von dem gesagt wurde, daß er ein gar böser Mensch war, singt man noch folgendes Lied:

    Jan von Kleverns, lat mi leven,
    Ik will di'n mojen Piepvaegel geben,
    Piepvaegel schall uns Stroh dragen,
    Stroh willt wi de Bukoh geben,
    Bukoh schall uns Melk geben,
    Melk willt wi den Backer geben,
    Backer schall uns Stuten geben,
    Stuten willt wi de Brut geben,
    Brut schall uns uns Krut geben,
    Krut willt wi den Braegam geben,
    Braegam schall uns Bran geben,
    Bran willt wi den Babb geben,
    Babb schall uns’n Stüver geben,
    Stüver we wi Schoster geben,
    Schoster schall uns Tüffels maken,
    Tüffels we wi Memm geben,
    Memm schall uns Titt geben,
    Titt we wi den Puskatt geben,
    Puskatt schall uns Müs' fangen,
    Müs' we wi in'n Galgn uphangen.

(Quelle: Sagen und Märchen aus dem Oldenburger Land (nach Ludwig Stackerjan), 1987, 32f.)

Worterklärungen:

    mojen = schön

    Bukoh = Milchkuh

    Bapp = Vater

    Bran = vermutlich selbstgebrannter Schnaps

    Memm = Mutter

    Stüver = Münze

    Titt = Milch

    Tüffels = Pantoffeln

     

Der Hillersche Hamm

Beim Flamtor wohnte ein reicher Bäcker namens Hillers grade da, wo nachher auch der Hillersche Laden war, dem gehörte auch ein als Hillersche Hamm benanntes Weideland. Er wohnte in einen kleinen bescheidenen Häuschen und hielt es nicht für Schande, so reich er auch war, das Holz, welches in seinem Ofen gebrauchte, selbst vor seinem Hause zu zersägen und zu zerhauen. Während er das einmal tat, mit dem Rücken nach dem Burgtor gekehrt, kam Fräulein Maria vom Schlosse her und wollte an seinem Hause vorbei in die Stadt gehen. Als sie in seine Nähe kam, bückte er sich grade, und seine Hose strammte sich so, daß sie sichs nicht versagen konnte, einen klatschenden Schlag darauf anzubringen. "Wa's dat färn olle Hor, de dat deit?" rief er in seinem Schreck und Zorn, da er in dem Augenblick die Täterin noch nicht erkannt hatte. Fräulein Maria vermeinte aber, daß sie recht gut erkannt sei, und erwiderte beleidigt: "Töw, dat schall di dinen grönen Rock kösten!" Und so geschah es. Bald hatte sie den Hamm durch allerlei Querelen in ihren Besitz gebracht, und als sie die Stadt zu ihrer Verteidigung hatte in Brand stecken lassen, legte sie später beim Aufbau derselben den Hamm in einzelnen Grasen den neuen Bürgerhäusern als Grundeigentum zu.

(Quelle: Ludwig Strackerjan, Aberglaube und Sagen aus dem Herzogtum Oldenburg, 1909, Bd. 2, 397f.)

 

Marienhausen

Man sagt, als Fräulein Maria noch lebte, daß auch ein unterirdischer Gang nach Marienhausen gebaut wurde. Hier hatte Fräulein Maria ein festes Schloß errichtet und mit Wall und Graben umgeben. Es trug nach ihr seinen Namen und bestand lange Zeit. In der Franzosenzeit wurde das Schloß arg verwüstet. Alle Türen wurden gestohlen und alle Fenster eingeworfen. Kühe und Kälber konnten ungestört durch die Räume wandern. Schließlich blieb nur ein hoher, schlanker Turm übrig. Als man auch den abbrechen wollte, fand man in der Spitze einen kupfernen Kessel. Darin steckte eine alte Schrift. Man las aus diesen Zeichen, daß der Turm für ewige Zeiten bestehen müsse. Wenn man ihn abbräche, käme ein großes Unglück über das Jeverland. So steht denn der viereckige Turm noch heute und ist in der flachen Gegend von weither zu sehen.

(Quelle: Altjeversche Sagen (nach Ludwig Stackerjan), in: Der Historienkalender 1947, 38)

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