Portrait von St. Peter-Ording

Im Jubiläumsjahr 2002 feierte kürzlich St. Peter-Ording seine 125-jährige Geschichte als Seebad. Die 4500-Einwohner-Gemeinde präsentiert sich heute als beliebtes Ziel für Kurgäste, Gesundheitsbewußte, Erholungssuchende, Familien mit Kindern und Tagesausflügler. St. Peter-Ording ist weit über Schleswig-Holstein und Hamburg bekannt und besteht aus den Ortsteilen St. Peter-Dorf, St. Peter-Bad, Ording und Böhl. Den Titel "Bad" erhielt St. Peter im Jahr 1875. Der Initiator Pastor Ludwig Henning warb vorher unermüdlich für das "Seebad" und hatte Erfolg. Die ersten Gäste wurden in Privatzimmern untergebracht. 1876 konnten Holzbaracken als Gästehäuser bezogen werden. Im Januar des folgenden Jahres 1877 wurde das große "Strandhotel" an der Grenze der beiden Dörfer St. Peter und Ording errichtet und seit diesem Jahr wurde St. Peter auch in Fremdenführern genannt. Der Bau der Eisenbahnlinien Husum - Tönning - Hamburg (1887) und der Weiterbau von Garding nach St. Peter (1932) erschloß das Bad für weitere Kreise.

Der einsetzende Tourismus verwandelte allerdings die Fischerdörfer in der westlichen Halbinsel Eiderstedt. Es entstanden weitere Hotels und 1913 wurde das erste Sanatorium errichtet. Die Entdeckung einer Schwefelquelle in den 50er Jahren trug weiter dazu bei, daß St. Peter-Ording mit seinem Nordsee-Reizklima zur guten Gesundheitsadresse wurde.

Doch mit der Gesundheitsreform in den 90er Jahren brach auch der ambulante Kur- und Reha-Bereich in St. Peter-Ording stark ein. Als Konsequenz schwimmt der Badeort an der Westküste jetzt auf der allgemeinen "Wellness"-Welle. "Verwöhnangebote" nehmen die Stelle der medizinisch verordneter Anwendungen ein. So wird das ehemalige "Kurmittelhaus" jetzt für rund vier Millionen Euro zum Gesundheitszentrum umgebaut.

Mit jährlich 200.000 Urlaubern und 500.000 Tagesgästen - nach Angaben des Tourismus-Service - ist St. Peter-Ording einer der übernachtungsstärksten Urlaubsorte in Deutschland. Größter Aktivposten ist die Halbinsellage und der weite, feinkörnige Sandstrand, der ja Voraussetzung für die ungeahnte Entwicklung war. Als einziger Ort am Festland der schleswig-holsteinischen Westküste verfügt das Nordseeheilbad über ausgedehnte natürliche Sandstrände auf 14 Kilometern Länge. Der Ort ist schnell zu erreichen und weist ähnliches Klima undStrand wie die nordfriesischen Inselorte auf. Die weit hinausgeschobenen Dünenküste bietet alles, was der Ausflügler und Erholungsuchende so braucht: Bademöglichkeiten, die Weite der See und des Strandes, die Luft- und Sonnenbäder, Strand- und Wattenwanderungen. Die auf Pfählen stehenden Restaurants und Cafes erlauben einen weiten Blick übers Meer und den Strand.

Eine weitere Attraktivität sind die Strandsegler, die auf der Sandbank auf und abfahren. Es ist interessant, die farbenfrohen Fahrzeuge des Yacht-Klubs St. Peter-Ording zu beobachten, wenn sie mit Geschwindigkeiten bis zu 90 km/h über die Sandbank und durchs Wasser sausen. Der feste helle Sand gibt für die Fahrzeuge den nötigen harten Untergrund ab.

Der Ortsteil Ording ist über die B 202 von Tönning über Garding zu erreichen. Ording war früher ebenfalls ein Fischerdorf und liegt ebenso ideal wie der Nachbarort St. Peter. Die Dorfkirche St. Nikolai, die kleinste Eiderstedts, stammt in ihren wesentlichen Teilen aus dem Jahre 1724. Die Vorgängerbauten mußten zweimal weiter ins Land verlegt werden, weil Dünen sie verweht oder das Meer sie verschlungen hatten.

Der volkstümlich geschnitzte Schreinaltar zeigt die Kreuzigung. Er entstand zwischen 1460 und 1480, wobei die Predella, der Unterbau des Flügelaltars, späteren Datums (1729) ist. Die bemalte Kanzel von 1640, die schöne Taufe aus Namurer Marmor (1510) und ein schlichtes Triumphkreuz an der Längswand mit spätgotischem Christus und Assistenzfiguren des 17. Jahrhunderts vervollständigen die Einrichtung.

Von der Deichstraße aus gelangt man zur gebührenpflichtigen Autoüberfahrt zum Strand. Mit Sorge werden allerdings von den St. Peteranern die für Herbst 2002 anstehenden weiteren Einschränkungen der Strandparkmöglichkeiten gesehen. Die bequeme Erreichbarkeit vor allem für Tagestouristen war immer ein entscheidender Pluspunkt für den Badeort. Erstmals sollen in der Vor- und Nachsaison alle Strandbereiche gesperrt werden. Es wird befürchtet, daß ein Drittel der Gäste künftig ausbleiben wird.

In südlicher Richtung befindet sich St. Peter-Bad mit den Kureinrichtungen, Freizeitangeboten und das Meerwasserschwimmbad, die "Dünen-Therme". Auf dem Weg dorthin begleitet auf der rechten Seite den Ausflügler ein mit Wanderwegen durchsetztes Wald- und Krattgebiet.

St. Peter-Dorf liegt östlich und ist von St. Peter-Bad aus über eine verkehrsberuhigte Einbahnstraße zu erreichen. Die St.-Petri-Kirche, die dem Ort den Namen gegeben hat, befindet sich auf einer hohen Warf und liegt inmitten des Friedhofs. Sie weist spätromanische Teile am Ostende auf, obwohl das Schiff im wesentlichen gotisch ist. Der Chor stammt aus dem frühen 13. Jahrhundert. St. Petri wurde im 20. Jahrhundert erneuert und nach Westen hin erweitert. Besonders kostbar ist der zwischen 1480 und 1500 entstandene spätgotische Schnitzaltar mit Darstellungen des Lebensweges Christi von der Geburt bis zum Tod. Nur wenig älter ist die Triumphkreuzgruppe, wobei der Weltenheiland nicht an einem Holzkreuz, sondern am Lebensbaum hängt. Die Kreuzesarme mit den Evangelistensymbolen an ihren vier Ecken treiben Blätter. Unter ihnen stehen auf Sockeln in frommer Haltung Maria und der Jünger Johannes.

Südlich der Kirche befindet sich ein eingeschossiges Backsteingiebelhaus aus dem 18. Jahrhundert, daß das Eiderstedter Heimatmuseum beherbergt, ein friesisches Bauernhaus, eine Hausform die neben dem Haubarg auch in Eiderstedt landestypisch ist. Dem Besucher wird ein lebendiges Bild der ereignisreichen Vergangenheit der Halbinsel Eiderstedt vor Augen geführt. Die Sammlungen geben Einblicke in das Leben der Eiderstedter in früheren Zeiten. Modelle und Abbildungen erläutern die Methoden der Landgewinnung, der Entwässerung, zeigen die Besiedlung der Warfen und Marschen auf. Alte Möbel vermitteln Eindrücke, wie Bauern und Kätner damals gewohnt haben. Auch das Leben der Fischer, der Schiffer und der Handwerker ist gut dokumentiert.

Fährt man weiter Richtung Osten, zweigt nach wenigen Kilometern rechts die Straße nach St. Peter-Böhl ab. Dort befindet sich ebenfalls eine Autoüberfahrt zum Badestrand. Wahrzeichen des südlichsten Teils von St. Peter-Ording ist der Leuchtturm von 1914 in der Nähe des Dorfes Böhl. Vorher stand an gleicher Stelle eine Peilbake, die den Schiffen die Einfahrt in die Eidermündung erleichterte. Der Leuchtturm erhebt sich 23 Meter über dem mittleren Hochwasser und sendet Lichtstrahlen in verschiedenen Farben aus, wobei das weiße Licht am weitesten, rund 40 Kilometer, reicht.

In der Nähe von Böhl gibt es den "Westküstenpark", eine Privatinitiative. Großen wie kleinen Besuchern wird vor allem die heimische Tierwelt gezeigt. Haustiere leben hier ebenso, wie unzählige Vogelarten.

Es besteht weiter ein 248 Hektar großes Dünengebiet in St. Peter-Ording. Weil es dem Deich- und Hauptsielverband untersteht, herrscht hier noch Stille, eine Stille, die an anderen Stellen vom Badebetrieb - zumindest in der Hauptsaison – größtenteils verdrängt wird.

Zuletzt aktualisiert am 11.10.2002


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