Da freute sich Hattstedts Bürgermeister Ralf Jacobsen: "Nächstes Jahr feiern wir 5555jähriges Bestehen." Seine vermutlich nicht ganz ernst gemeinte Ankündigung bezog sich auf den Umstand, dass das Archäologische Landesamt Schleswig-Holstein am westlichen Rand der Gemeinde in einem zukünftigen Baugebiet "Spuren der ersten Hattstedter" (Husumer Nachrichten) freigelegt hatte. Genauer gesagt fand das Grabungsteam im Frühjahr 2024 die Relikte von zwei Großsteingräbern, diverse Artefakte und Spuren einer bronzezeitlichen Siedlung.
Wobei der Begriff "erste Hattstedter" natürlich mit großer Vorsicht zu genießen ist. Die Menschen der mittleren Steinzeit haben wohl kaum in einem Ort namens Hattstedt gewohnt wie weiland die prähistorischen TV-Familien Feuerstein und Geröllheimer in Steintal.
Erstmals schriftlich dokumentiert wurde die Siedlung Hattstedt als "Hattastath" 1231 in "Waldemars Erdbuch", einer Bestandsaufnahme des dänischen Königs über seine Einkünfte. Der älteste Teil der hiesigen Kirche entstand um 1200. Albert Panten, renommierter nordfriesischer Geschichtsforscher, wollte bereits vor gut 40 Jahren nicht ausschließen, dass der Ort bereits in der Völkerwanderungszeit gegründet worden war und damit 750 Jahre vor seiner ersten Erwähnung.
Die Funde des Archäologischen Landesamts belegen nun, dass sich während der Steinzeit Menschen hier auf dem erhöhten Geest-Standort zumindest aufgehalten und in der Bronzezeit um etwa 800 v. u. Z. gesiedelt haben: Anlass genug für das Team um Grabungsleiter Lorenz Harten und Dr. Stefanie Kloos als für Nordfriesland zuständige Mitarbeiterin, die "nachgeborenen" Hattstedterinnen und Hattstedt am 29. Mai 2024 zu einer Besichtigung der Funde nebst fachkundiger Erläuterung einzuladen.
Das ließen sich etliche Interessierte, unter ihnen der Bürgermeister, nicht zweimal sagen. Die drei Aufnahmen von diesem Tag vermitteln schlaglichtartig ein Bild der Fundstelle an der Nordseestraße in Hattstedt.
6. 11. 2024
Holger Sethe / Fotos (3): Holger Sethe