WestküsteNet - Die Seiten von der Nordseeküste

Startseite  >   Westküste-Regionen  >  Stadt Husum

Geschichte der Husumer Krokusblüte

Von Hans-Jürgen Hansen

Fest steht, daß die Krokuspflanze "Crokus napolitanus" ein Import ist, herkommend aus Italien, genauer aus der Toskana in der Nähe von Florenz. Sie wurde wahrscheinlich neben anderen Gewächsen für die Hofgartenanlage des Husumer Schlosses im 17. Jahrhundert hierher eingeführt. Bestimmt wurde die Krokuspflanze erstmals im Jahre 1843 von dem 18jährigen Apothekerlehrling Ferdinand Müller. Veröffentlicht wurde diese Angabe erst in einem auf Latein gehaltenen zweiteiligen Aufsatz von 1853 in der Botaniker-Zeitschrift Flora. Um diese Zeit befand der bereits später als Freiherr von Mueller geadelte Botaniker und Wissenschaftler in Australien. Müller beschrieb die "Crocus vernus Allion" als eine in Husum seit vielen Jahren wildlebend vorkommende Pflanze.



Das in den Jahren 1577-1582 von Herzog Adolf erbaute Schloß vor Husum diente später den Herzoginnen von Gottorf als Witwensitz. Nach dem Tod der Herzoginwitwe Augusta übernahm ihre Schwiegertochter Maria Elisabeth im Jahre 1639 als eigenen Hof inklusive Rechnungsführung. Nach dem Tod Friedrichs III. im Jahr 1659 wurde es zu ihrem Witwensitz, auf dem sie bis zu ihrem eigenen Tod 1684 residierte. Maria Elisabeth interessierte sich sehr für Gartenkunst und Botanik und ließ hier vor Husum nach dem Vorbild des Gottorfer Neuen Werks einen Schloßgarten anlegen.

Über die Herkunft der Krokusse im Schloßgarten gab es demgegenüber vor allem zwei nicht ausrottbare Geschichten. Die erste lautet in vielfältiger Abwandlung, folgendermaßen:

    "Einer der Mönche nahm es mit seinem Gelübde, was die Armut und den Gehorsam anbetrifft, an sich recht genau. Was jedoch den dritten Punkt, die Keuschheit anbelangte, wurde er eines Abends im damaligen Klostergarten von seinem Prior überrascht, wie er gerade ein Stelldichein mit einem Mädchen hatte. Das war natürlich eine Todsünde. Die darauf erfolgte Kirchenstrafe verpflichtete ihn, den beschwerlichen Fußweg zu einem Bruderkloster in die Türkei anzutreten, wo die Krokusse wild wachsen. Nach zweijähriger Abwesenheit kehrte er zurück und brachte als Beweis seiner Reise einen Beutel Krokussamen mit nach Husum. Zur ständigen Erinnerung an den Bruch seines Gelübdes sollte er diese im Klostergarten auszusäen, so daß er ständig aus seiner Klause auf seine 'Todsünde' schauen mußte."

Nach der zweiten Geschichte verdanken wir die Frühlingspracht der Herzoginwitwe Maria Elisabeth von Gottorf. In Gottorf wie später in Husum unterhielt sie Zuckerbäckereien. Danach soll die Herzogin die Crocus-Pflanze aus ihrer sächsischen Heimat mitgebracht haben, um aus dem Blütenstand das ätherische Safranöl als kostbaren gelben Backzusatz zu gewinnen. In einem kleinen Kindergedicht hat sich noch Safran als Backzutat erhalten:

    "Wer will guten Kuchen backen,
    der muß haben sieben Sachen:
    Eier und Schmalz,
    Butter und Salz,
    Milch und Mehl,
    Safran macht den Kuchen gel."

Um aus Krokussen Safran zu gewinnen, waren die Husumer Pflanzen völlig ungeeignet. Safran läßt sich nur aus den Blütenstengeln eines "Crocus sativus" gewinnen. Er wird hauptsächlich auf riesigen Feldern im Iran angebaut. Es braucht bis zu 200.000 Krokusblüten auf ca. 1000 Quadratmeter Anbaufläche, um ein Kilo Safran zu gewinnen. Die Ernte erfolgt komplett ohne Einsatz von Maschinen. Diese Anbauweise macht Safran daher zum teuersten Gewürz der Welt.

Beide Versionen, das Mönchsgelübde und Maria Elisabeths Zuckerbäckerei, sind allerdings als Erklärung der Blütenpracht nicht haltbar. Wenn Erklärungen nicht ausreichen werden sie gerne ins Reich der Sage oder Mythen gelegt. Danach wird sie als eine mündliche, aber ohne strenge Beachtung historischer Wahrheit erzählte Geschichte betrachtet, die auf einer für wahr gehaltenen Begebenheit beruhen könnte. Eine solche Erzählung wandert oft durch alle Zeiten und Räume, nimmt dabei landschaftliche und zeitgenössische Eigenheiten in sich auf, um damit glaubwürdiger wirken zu können.

Wahr an beiden Geschichten sind wirkliche Ereignisse der damaligen Zeit. Mönche in Husum hat es gegeben, und auch die Hofhaltung der Herzoginwitwe Maria Elisabeth ist geschichtlich überliefert. Sogar ihr Hobby, die Zuckerbäckerei ist bezeugt. Aber ansonsten stimmt nichts.

Tatsächlich befand sich Ende des 15. Jahrhunderts auf dem heutigen Schloßgrund ein Kloster, "dat Kloster der Barföter oder dat growe Kloster" genannt. Die zum Franziskaner-Orden gehörenden "Grauen Mönch" und "Barfüßer-Mönche" lehnten als Bettelorden jeden Eigenbesitz ab und beschafften sich ihren Unterhalt durch Almosen. Daher sind auch die mit Safran gefärbten liturgischen Gewänder undenkbar. An der Errichtung des Klosters in Husum war der damalige dänischen König Christian I. nicht ganz unbeteiligt. Denn er regte die Franziskaner an, sich in einigen Orten seines Gebiets, also namentlich auch in Husum, Klöster zu gründen. Auf dem sogenannten Schloßgrund vor Husum wurden neben den Klosterbauten östlich und nördlich auch ein Baumhof und ein Garten nebst Fischteich angelegt.

Nach der Reformation verließen im Jahre 1527 die letzten beiden Mönche das erst 1494 gegründete Kloster. Ebenfalls einer Legende entsprungen, soll der letzte Prior des Klosters noch prophezeit haben, daß nach nicht langer Zeit anstatt der Mönche viele Hofleute dort Einzug halten würden. Doch zunächst fanden die Insassen des im Osterende liegenden Hospitals St. Jürgen in dem verlassenen Klostergebäude eine neue Unterkunft. Später wurde hier an dieser Stelle von 1577 bis 1582 das Schloß vor Husum erbaut. Dazu gehörte auch ein Schloßgarten, den der damalige Herzog Adolf im französischen Stil mit gradlinigen Alleen anlegen ließ.

Für die umfangreiche Gartengestaltung wird für 1581 ein Gillius aus Spanien erwähnt. Er war auch als Steinmetz für den Schloßbau tätig und arbeitete an einer neuen Wasserkunst. Gemeint ist eine Wasserführung, die die 1592 vom "Narrental" bis zum Springbrunnen im Schloßgarten fertig gestellt wurde.

Bekannt ist auch, daß Herzogin Augusta, die als Witwe von 1616 bis zu ihrem Tod 1639 im Husumer Schloß residierte, hier einen aufwendigen Garten unterhielt. Ebenso die Herzogin Maria Elisabeth als siw 1660 als Witwe das Schloß bezog und dort bis zu ihrem Tod 1684 lebte. Ein leistungsfähiger Gartenbaubetrieb mit Gärtnern, Gewächshäusern und einer Orangerie ist aus dieser Zeit nachweisbar.

Es ist denkbar, daß die Herzogin auch den Gottorfer Hofgärtner Johannes Clodius (1584-1660) als Berater für die Gestaltung ihres Schloßgartens heranzog. Der Kunstgärtner und gelehrte Botaniker, der einer weit verzweigten Gärtnerfamilie niederländischen Ursprungs entstammte, hatte vor Gottorf um 1610 herum insgesamt 14 Jahre in Italien verbracht. Die Grundlagen seiner gartenkünstlerischen Fähigkeiten erwarb er in Orti Farnesiani in Rom und in den Gärten der Familie Capponi in Florenz.

Auch nach Elisabeths Tod wurde der Garten weiter unterhalten. Doch nachdem die Gottorfer Herzöge Anfang des 18. Jahrhunderts aus der Landschaft abzogen waren, konnten die nachfolgenden dänischen Könige mit dem Schloß vor Husum und seiner Gartenanlage nicht mehr viel anfangen, und so verfiel ab der Mitte des 18. Jahrhunderts die fürstliche Gartenanlage.

Nach den napoleonischen Kriegen und dem dänischen Staatsbankrott Anfang des 19. Jahrhunderts wurden große Flächen des Gartens landwirtschaftlich genutzt. Die einstigen Zierpflanzen wurden untergepflügt. Der Landwirt und Branntweinbrenner Peter Christian Schmidt begann ab 1825 mit dem Anbau der Zichorie, aus deren Wurzel ein Kaffeesurrogat gewonnen wurde. Krokusse, Milchstern, Lerchensporn und Winterling und andere Pflanzen konnten sich danach nur auf den Wällen und am Abhang halten.

In seinen Novellen erwähnte Theodor Storm zwar den Anbau von Zichorien, aber die Pracht der blühenden Krokuswiese hatte er noch nicht gekannt. Ihr Anblick hätte den Lyriker sicher zum Schwingen gebracht. Die Zichorienfelder hingegen fanden aber Einzug in seiner 1886 entstandenen Novelle "Ein Doppelgänger". Krokuspflanzen kamen dennoch zweimal in seinem literarischen Werk vor, z. B. im Gedicht "Hinter den Tannen" von 1851 mit den Worten "Sonnenschein auf grünem Rasen / Krokus drinnen blau und blaß" oder in derer 1886 erschienenen Novelle "Bötjer Basch", in der es heißt: "Als nach ein paar Jahren die Krokus im Schloßgarten blühten ..."

1878 erwarb die Stadt Husum für 4780 Mark von der Preußischen Domänenverwaltung einen Teil des einstigen fürstlichen Gartens. Dafür mußte sich die Stadt verpflichten, einen Stadtpark für die Bürger anzulegen. Dieser wurde von Herbst 1878 bis Frühling 1879 in einen nach englischem Vorbild öffentlichen Park umgewandelt. Dies geschah nach den Plänen des Landschaftsgärtners Friedrich Joachim Christian Jürgens aus Ottensen in Altona.

Durch einen Pachtvertrag vom 26. Februar 1891 kam auch eine vom Landrat genutzte Baumkoppel im Osten hinzu. Da in den neu gestalteten Rasenflächen später wenig eingegriffen wurde, konnten vorhandene Krokusse sich in Ruhe gut entwickeln und von der Ostseite des Baumgartens her nach Westen ausbreiten.

Erwähnt wurden die Krokusse erstmals im Husumer Wochenblatt vom 16. März 1893. Darin verbot der damalige Bürgermeister Emanuel Gurlitt unter Strafe das unbefugte Betreten des Stadtparks, da die Krokuspflanzungen in den letzten Tagen auf das "Unverantwortlichste durch Ausgraben und Ausreißen" beschädigt worden seien. Am 1. April 1893 berichteten denn auch die Husumer Nachrichten vom blühenden "Crokusfeld in schönster Farbenpracht". Es sei "ein herrlicher Anblick, wie man ihn selten sieht".

Damit sich die Krokusblüte erhielt, wurde drei Monate bis Juli der Rasen nicht gemäht, damit die Krokusse ihre Saat ausstreuen und sich so fortpflanzen konnten. Die "Liegewiese" in der westlichsten Ecke beim Wasserturm blieb in der Nachkriegszeit dagegen kahl, da Kinderfeste, Maifeiern und ähnliche Veranstaltungen hier veranstalteten wurden. Bis in die 1980er Jahre hinein blieb die Liegewiese ein beliebtes dieses Terrain besonders der Husumer Jugend. Nachdem die Liegewiese aufgegeben wurde und die "Alte Freiheit" integriert wurde, verteilte sich die einmalige Blütenpracht später auf den gesamten Schloßgarten.



Da die Blütenpracht im Husumer Schloßgarten inzwischen zu einer Touristenattraktion geworden war - fünf Millionen einzelne Blütenpflanzen will man gezählt haben - tauchte immer wieder die Frage nach der genauen Herkunft der Krokusblüte auf. So hieß es, die wildwachsende Krokusart "Crocus tommasinianus" hätte ihren Ursprung im Westbalkan. In Nordeuropa käme sie nur noch in der Storm-Stadt Husum vor.

Doch diese Behauptung erwies sich schließlich als nicht haltbar. Manfred Koenen, Gärtner am Botanischen Institut der Rheinischen Friedrich-Wilhelm-Universität in Bonn, beschäftigte sich schon seit Jahren mit den Krokussen. In einer wissenschaftlichen Arbeit war er auch auf die Krokusart "Crocus tomasinianius" im Husumer Schloßgarten aufmerksam geworden. Koenen legte einen besonderes Augenmerk auf die Vermehrung der Krokusse durch die Aussaat, ein Phänomen, daß er außer in der Nord- und Osttürkei an keinem anderen Ort entdeckt hatte.

Um die violette Pracht einmal aus der Nähe zu studieren, fuhr er nach Husum und nahm auf der Rückreise einen Samenstrang samt Knolle des Husumer Krokus' mit nach Bonn und versuchte sie dort im Botanischen Garten anzupflanzen. Nach etwa zwei bis drei Jahren wies er 1994 nach, daß sich die bisherige Bestimmung der Art "Crocus tomasinianius" als falsch erwies. Die Herkunft aus Teilen des Balkans oder Ex-Jugoslawien stimmte zwar, doch war die Art auch in ganz Italien verbreitet.

Die Husumer Krokusse gehörten demnach der Art "Crocus napolitanus" an, eine der vielen Formen aus dem Artenkomplex von "Crocus vernus". Wie der Name "Crocus napolitanus" verdeutlicht, ist die eigentliche Heimat dieses Zwiebelgewächses die Umgebung von Neapel. Besonders schöne und großblütige Varianten gibt es in der Toskana. Und ausgerechnet diese sind identisch mit den Husumer Krokussen.

Allein diese Zuordnung genügte Manfred Koenen nicht. Er stellte vergleichende Untersuchungen mit Krokussen an, die er 1991 vom Monte Senario, nördlich von Florenz in der Toskana, mit nach Bonn brachte und die in der äußeren Gestalt mit der Husumer Krokusart übereinstimmten. Für den endgültige Beweis pflanzte er beide Typen nebeneinander in Zwiebelbeetkästen an. Denn unter gleichen Bedingungen müßten sie sich auch identisch verhalten und taggleich zur Blüte kommen. Es stellte sich heraus, daß beide Krokusarten zur gleichen Zeit blühten und deshalb wiederholte er die Versuchsanordnung im folgenden Jahr nochmal. Dasselbe Ergebnis bewies schließlich die toskanische Herkunft der Krokusse.

Aber wie nun kamen die Krokusse aus der Nähe von Florenz nach Husum? Auch da könnte folgender Sachverhalt ihm zu Grunde liegen: Dem Zeitgeschmack entsprechend, waren die fürstlichen Gärten mit heimischen, aber auch fremdländischen Gewächsen ausgestattet. So wurde nach italienischem Vorbild das sogenannte Gottorfer "Neue Werk" nördlich vom Schloß als Terrasse angelegt. Es galt als eines der bedeutendsten barocken Gartenkunstwerke in Schleswig-Holstein. Dieser prächtige Garten der Gottorfer Residenz wurde ab 1637 in der Blütezeit des kleinen Herzogtums unter Friedrich III. (1597-1659) noch während des Dreißigjährigen Krieges begonnen und unter seinem Sohn Christian Albrecht (1641-1694) vollendet.

In dem Zusammenhang ist auch an den "Gottorfer Codex" zu erinnern, einem vierbändigen Pflanzenatlas, der im Auftrag des damaligen Herzogs von 1649 bis 1659 erstellt wurde und so die Blumen und Pflanzen der Gartenanlage des "Neuen Werks" des Gottorfer Schlosses dokumentierten. Doch daneben gibt es auch noch das so genannte Grüne Florilegium. Zunächst wurde dieser Band zunächst als "Kleinen Codex" benannt. Dieses Werk ist zusammen mit dem Gottorfer Codex ist Katalog der Kupferstichsammlung des Statens Museum for Kunst in Kopenhagen als fünfter Band registriert worden.

Daß die künstlerisch ausgearbeiteten Tafeln von Hand der Künstlerin Maria Sibylla Merian herrühren könnten, hat Helga de Cuveland, die sich mit dem Gottorfer Codex beschäftigt hatte, widerlegt. Sie bezeichnete vielmehr den Hamburger Künstler Hans Simon Holtzbecker als Urheber beider Florilegien, wie es im Fachgebrauch so heißt.

Zudem könnte das Grüne Florilegium ebenfalls von Holtzbecker stammen. Die Herzogin Maria Elisabeth wollte die Pflanzen ihres Schloßgartens in Husum dokumentieren wollte und hatte ihn beauftragt hatte, diese zu malen.

Diese Theorie de Cuvelands wurde später aufgegriffen und da an wurde das Werk als "Das Husum-Florilegium" bezeichnet. Da später aber andere Theorien zur Herkunft hinzukamen, wurde es aufgrund seines grünen Einbands in "Das Grüne Florilegium" umbenannt. In diesem Blumenbuch sind von 392 Pflanzenabbildungen enthalten, allein 81 Tulpen sind dargestellt, was auch auf eine große Beliebtheit dieser Blumenart in dieser Zeit hinweist. Tulpen, waren im 17. Jahrhundert besonders in den Niederlanden begehrt. Man denke nur an die Spekulationen mit Tulpen, die 1637 jäh mit einem Crash endeten. Mit Sicherheit befanden sich unter den vielen importierten Pflanzen auch Krokusse als Frühblüher, die vielleicht über den Umweg Holland hierher kamen.

Für de Cuvelands Theorie spricht auch, daß in den Rechnungsbüchern von 1644 Husum neben anderen Gartenbüchern auch ein Florilegium erwähnt wird, das von der Herzogin bezahlt wurde. Es könnte sich um das Grüne Florilegium gehandelt haben, das die Herzogin ihre Bücher in Grün binden ließ, wie die Rechnungen in der Hofbuchführung dies belegen. Holtzbeckers Name wird auf dem Beleg für die Auszahlung allerdings nicht erwähnt, daher ist seine Urheberschaft für dieses Exemplar umstritten. Nach de Cuveland hatte der Maler jedoch 1655 für 20, 1658 für 123 und 1659 für 20 Reichstaler Arbeiten nach Husum geliefert.

Daher ist es möglich, daß die gelieferten Einzelblätter erst später zu einem Buch zusammengebunden wurden. Aus den Gottorfer Rechnungsbüchern geht weiter hervor, daß Holtzbecker seine Bezahlung manchmal durch Johann Danckwerth in Hamburg erhielt, einen kaufmännischen Mittelsmann von Herzog Friedrichs III. Das weist möglicherweise auf eine Verbindung zu dem Husumer Bürgermeister Caspar Danckwerth hin, der auch Verfasser der "Neuen Landesbeschreibung der zwei Herzogtümer Schleswig und Holstein" war.

Im Gottorfer Codex sind Krokusse mit Knollen, im Grünen Florilegium sind sie jedoch ohne Knollen abgebildet. Die botanische Bezeichnungen "Crocus vernus" oder "Crocus napolitanus", wurden allerdings erst viel später diesen Blättern zugeordnet. Die Art ist auch mit der Bezeichnung "Crocus vernus (L.) Hill" in einem Kupferstich der "Flora Danica" aus dem Jahr 1832 abgebildet. Folgende Fundorte wurden angegeben: "Auf Wiesen, sehr selten und bis jetzt nur gefunden im Schleswigschen Hemmelmark NO, vor Eckernförde, Neuwerk bei Schleswig, Schloßwiese bei Husum".

Die "Crocus vernus" oder "Crocus tommasinianus" sind in mitteleuropäischen Parks voll eingebürgerte Pflanzen, die unter anderem in Südeuropa beheimatet sind. Eingeführte Pflanzen können nach ihrer Pflanzung an einem geeigneten Standort auch ohne menschlichen Einfluß überleben. In Schleswig-Holstein kommen sie neben herrschaftlichen Parks inselartig in der baumfreien Marsch, in den Baumparks der Herrenhäuser oder auf Friedhöfen vor. Als Anbaupflanzen überlebten sie unverändert und haben im Gegensatz zu den Kulturpflanzen keinen Verlust ihrer Eigenschaften erfahren. Die heutigen Krokusse im Schloßgarten können von ihrer Herkunft und Zeit ihrer Blüte her ebenfalls als unveränderte Pflanzen bestimmt werden.


Verwendete Literatur und Quellen

Helga de Cuveland, Der Husumer Schloßgarten. Geschichte und Entwicklung vom Renaissancegarten bis zum Stadtpark, in: Beiträge zur Husumer Stadtgeschichte, Heft 5 (1994)

Helga de Cuveland über den Husumer Schloßgarten, in: Adrian von Buttlar/Marion M Meyer (Hrsg.), Historische Gärten in Schleswig-Holstein, Heide 1996

Jürgen Dietrich, Der Husumer Schloßgarten. Die Umgestaltung eines einst fürstlichen Schloßgarten in einen Bürgerpark im Jahre 1878/79. Entwicklung bis zur Gegenwart, in: Beiträge zur Husumer Stadtgeschichte, Heft 5 (1994)

"Flensborg Avis", 26. Februar 1990, 16. Juni 1990

"Husumer Nachrichten", 14. April 1986, 26. März 1994, 6. April 1994, 28. Februar 1995, 22. Mai 1995, 18. März 2006

Kathrin Inerle, Safran: Das musst du über das Luxus-Gewürz wissen, URL: https://utopia.de/ratgeber/safran-das-musst-du-ueber-das-luxus-gewuerz-wissen/ (Stand: 14. April 2018).

Johann Melchior Krafft, Ein Zweyfaches Zweyhundert-Jähriges Jubel-Gedächtnis ..., Hamburg 1730, S. 293

Margita M. Meyer, Der Gottorfer Fürstengarten in Schleswig, In: Die Gartenkunst des Barock. Eine Tagung des Deutschen Nationalkomitees von ICOMOS in Zusammenarbeit mit dem Bayrischen Landesamt für Denkmalpflege und dem Arbeitskreis Historische Gärten der Deutschen Gesellschaft für Gartenkunst und Landschaftspflege e.V., Schloß Seehof bei Bamberg, 23.- 26. Sept. 1997. (= Arbeitshefte des Bayrischen Landesamts für Denkmalpflege, Band 103), München 1999

Ferdinandus Jacobus Henricus Müller, Breviarium plantarum Slesvicensis austro-occidentalis, in: "Flora" Nr. 30 vom 14. August 1853, S. 480: "188. Crocus vernon Allion. Ex multis annis in area arcis Husumensis spantaneus."

"Nordfriesland Palette", 30. 3. 1988

Georg Christian Oeder, Otto Friedrich Müller, Martin Vahl und Jens Wilken Hornemann, "Flora Danica" , 1761-1861, Heft 35, Tafel-Nr. 2042

Hanne Kolind Poulsen, Das Grüne Florilegium, München 2013

Dietrich Roth, "Die Florilegien des Hans Simon Holtzbecker und ihre Pflanzenwelt", in: ders. (Hrsg.), Die Blumenbücher des Hans Simon Holtzbecker und Hamburgs Lustgärten, Abhandlungen des naturwissenschaftlichen Vereins in Hamburg, Hamburg 2003

Magnus Voss, Chronik des Gasthauses St. Jürgen zu Husum, Husum 1902, S. 19 f.

"Wikipedia", Tulpenmanie. URL: https://de.wikipedia.org/wiki/Tulpenmanie (Stand: 14. April 2018)


Überarbeiteter Text, erschienen als "Die Husumer Krokusblüte", in Nordfriesisches Jahrbuch, Band 54 (2019), Seite 119-130.

Erstellt am 19. 3. 2025


Nach oben

Druckversion

Zurück


Stadt Husum - Texte und Fotofolgen


Hans Brüggemann und die Reformation
Daten zur Geschichte der Stadt Husum
Vortrag über den Bürgermeister Lothar Schücking
Freie Radiocooperative
Linktips zu Husum

Stiftung zur Erhaltung des Husumer Stadtbildes
Gesellschaft zur Husumer Stadtgeschichte
Fotofolge Rund um den Husumer Hafen
Dockkoog Winterspaziergang 2020
Spaziergang im Jahr 1965 durch den Husumer Hafen

Zurück
Zur Startseite