Zur Geschichte Helgolands
Die in der Deutschen Bucht etwa 50 km vor der Westspitze Eiderstedts gelegene Felseninsel Helgoland wurde zwischen dem 7. und 9. Jahrhundert durch Friesen von der südlichen Nordseeküste besiedelt. Ihre bis in die Gegenwart erhaltene Sprache wird der nordfriesischen Dialektgruppe zugerechnet. Die Insel gehört heute zum Landkreis Pinneberg.
Früheste Kulturspuren reichen bis in die Jungsteinzeit zurück; auf dem Oberland sind mehrere Hügelgräber nachgewiesen. Eine früher bestehende Landverbindung zum Festland ist aufgrund des nacheiszeitlichen Meeresspiegelanstiegs schon vor 4000 v. Chr. abgebrochen.
1720 zerstörte eine Sturmflut den "Woal", die Landzunge zwischen dem roten Buntsandsteinfelsen der Hauptinsel und dem östlich gelegenen "Witte Kliff", einem Kalkfelsen, dessen Abtragung durch die Nordsee aufgrund des dort bis ins 17. Jahrhundert betriebenen Steinbruchs beschleunigt wurde. Über den verbliebenen Klippen bildete sich die für den heutigen Badebetrieb wichtige Düneninsel.
Die Berichte über einen Aufenthalt des Friesenherrschers Radbod (um 700) und über die Missionierung durch den heiligen Willibrord (Bischof von Utrecht 696 - 738) beziehen sich wahrscheinlich auf Helgoland. Daß die Insel mit dem in der Kirchengeschichte des Adam von Bremen (zwischen 1072 und 1075 verfaßt) genannten "Heiligland" identisch ist, gilt aufgrund der recht genauen Lagebeschreibung als gesichert (24.2.). Im Erdbuch Waldemars II. (1231) wird bereits auf die Zugehörigkeit Helgolands - obwohl phasenweise in die Herrschaftsbereiche Hamburgs, Bremens, Sta-des und auch Holsteins einbezogen - zum dänischen Staatsverband hingewiesen.
Lange Zeit bot die Insel einen idealen Schlupfwinkel für die auf den Hansehandel ausgerichtete Piraterie. 1402 setzte ein Hamburger Flottenverband hier schließlich die "Vitalienbrüder" des Claus Störtebeker fest (24.1.). Während der Kontinentalsperre - 1806 von Napoleon gegen England verfügt - entwickelte sich Helgoland zu einem lebhaften Schmuggelplatz. 1807 besetzten englische Truppen die Insel und gliederten sie als Kolonie in Großbritannien ein. 1841 dichtete hier der in Deutschland politisch verfolgte Hoffmann von Fallersleben das "Lied der Deutschen".
Bereits in der "englischen Zeit" war mit der Gründung des Seebades (1826) ein bis in die Gegenwart bedeutsamer Erwerbszweig für die Bewohner Helgolands hinzugekommen, deren Existenzgrundlage von jeher das Meer mit Fischfang, Lotsenfahrt und Bergung von Strandgut gebildet hatte. Beschränkungen der rechtlichen Eigenständigkeit, von der früheren dänischen Landesherrschaft zugestanden, führten in der Bevölkerung zu Ablehnung und Widerstand, wie das Beispiel der Beschwerdeschrift von 1866 gegen den Gouverneur Maxse zeigt (24.3., 24.4.). 1890 wurde die Insel im Austausch gegen ostafrikanische Kolonialrechte von Großbritannien an das Deutsche Reich übergeben (24.5.).
Nach dem Ausbau zum Marinehafen mußten alle Einwohner Helgoland während des Ersten Weltkrieges verlassen. Zurückgekehrt erlebten sie dann im Zuge der nationalsozialistischen Kriegspolitik die erneute militärische Befestigung und schließlich den Untergang ihrer Ortschaft in den alliierten Bombenangriffen von 1945 (24.6.). Die Helgoländer erlitten in den Folgejahren ein ähnliches Schicksal wie Millionen andere Heimatvertriebene. Nach der vollständigen Räumung der Insel zerstreuten sie sich in über 150 Städte und Dörfer des Festlandes, und obwohl jeglicher politischer Zusammenschluß untersagt war, blieben die menschlichen Bindungen weiter bestehen. Die Sprengung vom 18. April 1947 zerstörte neben den Militäranlagen auch die markante Südspitze des Buntsandsteinfelsens. Nach Protesten gegen die fortdauernde Bombardierung zu Übungszwecken durch die Royal Air Force wurde Helgoland am l. März 1952 von Großbritannien freigegeben (24.7.). Im Rahmen des bald darauf beginnenden Wiederaufbaus der Gemeinde war bereits 1960 Raum für über 2000 Rückkehrer entstanden. Gegenwärtig (1991) hat die Insel 1750 Einwohner.
Karl-Peter Kööp
Datum: 19. Juli 2001
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